A9 / MÜNCHBERG. 18 Menschen kamen bei dem schweren Busunglück gestern ums Leben, 30 wurden verletzt. Noch immer schweben zwei Businsassen in Lebensgefahr. Noch während der Rettungs – und Bergungsmaßnahmen spielten sich am Montag heftige Szenen ab. Zwar machte auch die Rettungsgasse erneut Probleme, doch diesmal richtet sich der Zorn von Rettungskräften und Social Media gegen die Medien.
- Freiwillige Feuerwehr als unprofessionell bezeichnet
- Presse (Gaffer) – Drohne über Unglücksstelle
- Mehr Reporter als Rettungskräfte
Während fast alle örtlichen Medien nahezu geschlossen und seriös auftraten, gab es es großen Ärger mit den überregionalen Reportern. Vor allem als die Politiker an die Unfallstelle eilten, waren sichtlich mehr Medienvertreter als Einsatzkräfte auf der Autobahn. Selbst als sich die ersten Leichenwagen aufreihten, wollten viele den Einsatzbereich zunächst nicht verlassen und mussten laut Informationen von Reporter24 mehrfach zum Gehen aufgefordert werden. Örtliche Journalisten hatten sich mit der Polizei kurzgeschlossen und beraten.
N24 bezeichnet Freiwillige Feuerwehr als unprofessionell
Für den größten Ärger sorgte die Aussage von N24 – Livereporter Christoph Wanner. Mehrere Rettungskräfte und Leser kontaktierten Reporter24 und baten um Aufklärung. Zwar hatte der Sender den betroffenen Teil bereits herausgeschnitten, doch die „Feuerwehr Altenburger Land“ hatte ein Gedächtnisprotokoll ins Netz gestellt. Reporter24 konnte daraufhin den Mitschnitt der Sendung organisieren. Wanner fragte die Polizeisprecherin Anne Höfer vom Polizeipräsidium Oberfranken, ob die ersten Kräfte auf der A9 „Freiwillige Feuerwehrleute oder Profis“ waren. In einem weiteren Satz setzt er noch eins drauf und spricht von einer nicht professionellen Feuerwehr, die in Münchberg tätig ist.
„Wir müssen uns immer wieder daran erinnern, dass die Feuerwehrleute die hier in der Früh dazu gekommen sind und versucht haben die Leute aus dem brennenden Bus herauszuholen, dass das freiwillige Feuerwehrleute sind. Es sind zwar auch Profis, aber es ist eben doch nicht die professionelle Feuerwehr und demzufolge kommen natürlich solche…..“ (N24 – Livereporter Christoph Wanner)
Die Aussagen des Reporters im Beitrag von N24, man müsse sich immer vor Augen halten, dass es freiwillige Feuerwehrleute und keine Profis waren, die an der Einsatzstelle auf der BAB9 eintrafen, ist ein Schlag ins Gesicht der ehrenamtlichen Retter.(Hermann Schreck, Vorsitzender des Bezirksfeuerwehrverbandes Oberfranken e. V.)
Reaktionen der Verantwortlichen
Kreisfeuerwehrsprecher Andreas Hentschel blieb bei dieser Aussage fast die Luft weg. Er wollte diese Berichterstattung von N24 zunächst nicht kommentieren und verweist an das Landratsamt Hof. Ebenso empört und verwundert reagierte Polizeisprecherin Anne Höfer selbst. Ihre prompte Antwort auf die kritischen Fragen von N24, tauchen nirgends im Netz auf. Im Interview mit Reporter24 betonte Höfer, dass sie sofort klarstellte, wie professionell die Feuerwehren im Umkreis aufgestellt sind. „Eine solche Diskussion dürfte eigentlich erst garnicht entstehen“, sagt Höfer. Sie sieht die Fragen von Wanner als Provokation.
Deutschland hat eines der besten Hilfeleistungs- und Rettungsnetzwerke und wird von vielen Nationen darum beneidet. „Dies wäre ohne ehrenamtliche Kräfte nicht zu leisten“, sagt Hermann Schreck. Am Beispiel der Stadt Bayreuth, die mit einer ständig besetzten Feuerwache mit Berufsfeuerwehrleuten und Ehrenamtlichen kombiniert arbeitet, sehe man deutlich, dass es hier keine Unterschiede gibt. Unwillkürlich verbunden mit dieser Aussage des Reporters ist eine unterschwellige Vermutung, dass “professionelle” Feuerwehrleute mehr hätten retten können. „Genau hier wird es kritisch“, mahnt Schreck.
N24 entschuldigt sich nach Reporter24-Bericht
Wer sich mit der Thematik auseinander setzt, weiß, dass ehrenamtlichen Helfer vor allem in den Stützpunktwehren nicht nur mit modernster Technik ausgerüstet sind, sondern auch bestens ausgebildet sind. Die Freiwilligen Feuerwehren sind im genannten Fall konkret Münchberg, Helmbrechts und Gefrees. Alle Einsatzkräfte, egal ob ehren- oder hauptamtlich, haben bei dem Großeinsatz gestern auf der BAB9 vorbildliche und professionelle Arbeit geleistet und alles in ihrer Macht stehende getan.
N24 hat sich über Reporter24 bereits entschuldigt. „Wir haben die allergrößte Achtung vor der Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr. Christoph Wanner ist einer unserer besten Reporter. Seine gestrige Wortwahl war ein Fehler. Hierfür hat er sich gerade persönlich – auch on air – entschuldigt“, teilte N24-Sprecherin Kristina Faßler gegenüber unserer Redaktion mit.
Luftangriffe der Presse
Für weiteren Ärger sorgten Fotodrohnen und eine Kleinflugzeug über der Unfallstelle. Während die Feuerwehr eine Wagenburg mit Decken zum Sichtschutz aufreihte, griffen Fotoreporter zum Luftangriff. Mit Drohnen fertigten sie Bilder aus der Vogelperspektive. Dabei sagt das Luftfahrtbundesamt ganz klar, dass dies nicht gestattet ist. „Weder für Privatpersonen, noch für die Medien“, so ein Sprecher. Zwar könne die Polizei vor Ort eine Aufstiegsgenehmigung erteilen, wenn es die Umstände zulassen und keine Gefahr von z.B. abstürzenden Fluggeräten ausgeht, doch die Verwendung der Bilder obliege dann lediglich der Dokumentation für Einsatzkräfte; quasi als Amtshilfe. Eine kommerzielle Weitergabe, wie es bei den eingesetzten Agenturen am Montag auf der A9 geschah, sei nicht zulässig.
Besonders schützenswerte Orte sind generell von einem Drohnenflugverbot betroffen. Darunter auch öffentliche Veranstaltungen, Justizvollzugsanstaten oder Unfallstellen. Besonders an den Unglücksorten besteht die Gefahr, dass Einsatzkräfte oder Beteiligte von herabfallenden Drohnen veretzt werden.
Sichtschutz ist keine Schikane
„Der Sichtschutz hin zur Einsatzstelle ist bei derartigen Unfallstellen wie beim Brand des Reisebusses auf der BAB9 mit 18 Toten und vielen Verletzten eine wichtige und richtige Maßnahme“, sagt Hermann Schreck, Vorsitzender des Bezirksfeuerwehrverbandes Oberfranken e. V. gegenüber Reporter24.
Bei der heutigen Sensationsgier vieler Schaulustiger und der gesamten “Gafferproblematik” bleibe den Einsatzkräften keine andere Möglichkeit. Vielmehr sei das sogar ein Schutz für die Vorbeifahrenden, wenn der Verkehr vorbei an der Einsatzstelle wieder in Fluss kommt. Nicht selten kommt es sonst sogar zu Unfällen auf der Gegenfahrbahn.
„Dass Medienvertreter, um an möglichst spektakuläre Aufnahmen zu gelangen, heutzutage Drohnen einsetzen und die Einsatzstelle überfliegen, ist eine Tatsache, mit der sich Hilfs- und Rettungskräfte abfinden müssen, solange es keine klare gesetzliche Regelung gibt, die dies verbietet“, so Schreck. Doch die gibt es bereits. Im Grunde genommen sei es aus Sicht der Feuerwehr eine neue Form des Fotografierens und Filmens. „Was zur Veröffentlichung in den Medien rechtens und ethisch vertretbar ist, müssen die Reporter selbst wissen und verantworten“, betont Schreck.
„Unsere Aufgabe ist lediglich, Reporter von gefährlichen Bereichen fernzuhalten, sofern sie dies nicht selbst einschätzen können“, sagt der Feuerwehrchef. Gefährden oder behindern Drohnen allerdings die Arbeiten an der Einsatzstelle, werden die Einsatzkräfte geeignete Maßnahmen zur Abhilfe ergreifen. Das Problem beim Einsatz von Drohnen ist zudem, dass für die Einsatzkräfte in der Regel nicht erkennbar ist, ob es sich um private Drohnen oder die eines Medienvertreters handelt.
Der Beitrag Medienärger nach Busunglück: Gaffer-Drohnen und Pöbel-Reporter erschien zuerst auf Reporter24.